Anspruch und Rolle der Karl-Gerold-Stiftung
Von Richard Meng:
45 Jahre alt – und kein bisschen müde. Die Karl-Gerold-Stiftung steht für die Förderung von engagiertem Journalismus. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen bundesweit ausgeschriebene Stipendien für Journalismusstudierende und die Förderung von Reportagereisen junger Journalistinnen und Journalisten – die Texte werden dann in der Frankfurter Rundschau abgedruckt.
Gegründet aus dem Nachlass des langjährigen Herausgebers und Chefredakteurs Karl Gerold hat die Stiftung sich über die Jahrzehnte zur Institution an der Seite der FR und ihrer Redaktion entwickelt. Und immer wieder geht es dabei um die Frage: Was heißt das heute, Journalismus mit linksliberaler Haltung? Die Redaktion profiliert das Blatt, die Stiftung unterstützt dieses Profil – auch durch Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen Themen, gemeinsam mit der Chefredaktion.
Dass unabhängiger, profilierter Journalismus heute vielfach bedroht ist, erleben wir überall. In der globalen digitalen Welt ist zu oft das journalistische Herdenprinzip allgegenwärtig: Alle hetzen der neuesten Meldung nach, vielen fehlen Zeit und Hintergrundblick. Es sinkt die Zahl von festangestellten Journalistinnen und Journalisten weltweit, seriöse journalistische Kuratierung des täglichen Informationsflusses gerät generell unter Druck. Die Medienwelt ist unübersichtlich und undurchschaubar geworden, Vertrauen in publizistische Angebote wird rarer und wertvoller zugleich.
In solchen Zeiten ist kompetenter Journalismus, der sowohl Haltung zeigt als auch sich selbst transparent macht, ein wertvolles Gut. Im Alltag, im Prozess der öffentlichen Meinungsbildung, für die Demokratie. Leider – und das liegt auch am Publikum und seiner Zahlungsbereitschaft, speziell für Journalismus im Netz – fehlt ihm oft eine ausreichende finanzielle Absicherung. Die Arbeitsplätze werden unsicherer, die Arbeitsbedingungen für viele Medienschaffende prekärer.
Da gegenzusteuern, ist wichtig. Im Sinne von Wertschätzung für guten Journalismus heute, aber auch bei der Förderung der nächsten Generation. Die Gerold-Stiftung hilft da nach Kräften – und weiß doch, dass in der großen Umwälzung unserer Öffentlichkeiten viele weitere mitmachen müssen, um die Medienvielfalt und ihre prägende Rolle für Stil und Inhalt des öffentlichen Diskurses zu bewahren.
Die Rolle der FR dabei? Dinge beim Namen nennen, sie einordnen. Regional und überregional für eine kritisch-linksliberale Blickrichtung stehen, für sozialen Zusammenhalt ebenso wie für eine weltoffene Kultur, für Menschenrechte und sozialen Ausgleich weltweit, gegen Hass und Ausgrenzung. Entschieden jedem Versuch widersprechen, den Horizont wieder auf nationale Sichtweisen zu verengen, sei es aus Desinteresse an der Welt oder aus absichtsvollem Vorrang-Deutschland-Denken. Gegen jede Rückkehr von autoritärem, altem Denken die Stimme erheben.
Das ist die FR, wie die Gerold-Stiftung sie sieht, der die Gerold-Stiftung auch für die nächsten Jahrzehnte ein unverwechselbares, attraktives Profil wünscht. Publizistische Kraft und eine große Leserschaft!